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MRT-Scan: Wie aus Gesunden plötzlich Kranke werden

  • Susann Nordmann
  • 14. Sept. 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Was ist eigentlich eine MRT-Untersuchung?

Bei einer MRT-Untersuchung werden vereinfacht gesagt Bilder vom Körper mittels Magnetfelder erstellt. Diese Art der bildgebenden Untersuchungsverfahren eignet sich u.a. zur Darstellung von weichem Gewebe wie Hirn, Herz, Muskeln und Organen sowie von Bandscheiben und Gelenken. Ein MRT-Scan kann dazu beitragen, das Wachstum von Tumoren zu beobachten, Herzfehler und Hirnblutungen zu erkennen oder auch unnötige invasive Eingriffe zu vermeiden. Doch bei chronischen Schmerzen ist die Ursachenfindung oft nicht so einfach, da mehrere Faktoren ineinander greifen und das Fass irgendwann zum überlaufen bringen. Warum MRT-Befunde teilweise zu mehr Verwirrung führen, als die Ursache klar hervorzuheben, schauen wir uns in den nachfolgenden Abschnitten an.

MRT Untersuchung
MRT Untersuchung

Aussagekraft von MRT-Scans

Die groß angelegte SHIP-Studie der Uni Greifswald will Zusammenhänge zwischen Risikofaktoren und Krankheiten verstehen um Krankheitsverläufe individuell besser einschätzen können. In dieser Langzeitstudie werden die Probanden u.a. einem MRT-Ganzkörper-Scan unterzogen. Eine Zwischenbilanz von 2500 Probanden ergab 13.455 Befunde, darunter vorgewölbte Bandscheiben, Blutungen, Schlaganfälle, Knoten, Schatten oder auch Zysten. Die Befunde von ca. 1/3 aller Probanden wurden als klinisch bedeutsam eingestuft und weitere medizinische Maßnahmen empfohlen. Die SHIP-Studie wird noch einige Jahre laufen und ich bin schon sehr auf die endgültigen Ergebnisse gespannt.

Auch eine Vielzahl an Studien der letzten Jahre zeigt, wie häufig MRT-Diagnosen wie Bandscheibenvorwölbungen und Gelenksarthrosen bzw. -dysplasien bei BESCHWERDEFREIEN Menschen festgestellt wurden. Die nachfolgende Grafik bietet einen kleinen (absolut nicht vollständigen) Einblick in die Studienlage der letzten Jahre. Sie stellt den prozentualen Anteil an MRT-Diagnosen (teilweise beschränkt bzw. untergliedert nach Altersgruppen) bei Probanden dar, welche schmerzfrei waren und keine Beschwerden verspürt haben. So haben z.B. in der Altersgruppe der 50-Jährigen 80% eine Bandscheibendegeneration und 60% eine Bandscheibenvorwölbung, ohne es zu merken. Selbst bei den jungen 20-Jährigen ist knapp jeder Dritte von solch einer Diagnose betroffen. Dies soll verdeutlichen, dass nicht jede Veränderung an unserem Skelett- oder Weichteilsystem automatisch auch Schmerzen und Beschwerden hervorrufen muss.

MRT-Diagnosen bei beschwerdefreien Probanden
MRT-Diagnosen bei beschwerdefreien Probanden

Interpretationsmöglichkeiten von MRT-Scans

Im Jahr 2007 wurde eine Studie durchgeführt, bei welcher ein Patient mit chronischen Schmerzen im unteren Rücken an 10 verschiedenen Untersuchungsstandorten MRT-Scans durchführen lies (im Zeitraum von 3 Wochen). Die Ergebnisse dieser 10 Scans zeigten insgesamt 49 unterschiedliche Probleme, wobei keines davon bei allen 10 Scans diagnostiziert wurde. Diese Studie zeigt exemplarisch wie groß die Interpretationsbandbreite bei der Auswertung von MRT-Scans ist.

(Quelle: Chou, R., Qaseem, A., Snow, V., Casey, D., Cross, J. T., Shekelle, P., & Owens, D. K. (2007). Diagnosis and treatment of low back pain: a joint clinical practice guideline from the American College of Physicians and the American Pain Society. Annals of internal medicine147(7), 478-491.)


Der Nocebo-Effekt

Der Nocebo-Effekt ist der Gegenspieler zum besser bekannten Placebo-Effekt. Beim Nocebo-Effekt wird eine negative gesundheitliche Auswirkung erwartet nachdem z.B. eine Diagnose gestellt wurde. Wie oben bereits verdeutlicht wurde, sind die Hauptprobleme bei MRT-Untersuchungen zum einen der Interpretationsspielraum bei der Auswertung der Scans und dass sich bei nahezu jeder (auch beschwerdefreien) Person etwas diagnostizieren lässt. Aber es ist nicht eindeutig, ob die MRT-Diagnose tatsächlich ursächlich mit den chronischen Schmerzen zusammenhängt oder ob es ein Zufallsbefund war. Erhält der Patient mit z.B. den chronischen Rückenschmerzen jedoch die Diagnose Bandscheibenvorwölbung, dann identifiziert er sich damit und fühlt sich gegebenenfalls kränker als zuvor. So wie wir die bewiesenermaßen positive Wirkung des Placebo-Effekts kennen, kann der Nocebo-Effekt bei Zufallsbefunden genau in die andere Richtung wirken. Die Vorstellung, dass etwas im Körper kaputt sei, kann zu Angst beim Patienten führen, welche die Schmerzen weiter verstärkt.


Warum sind MRT-Untersuchungen dennoch sinnvoll?

MRT-Untersuchungen sind keineswegs nutzlos. Sie sind ein Wunder der Technik und es ist sehr wertvoll klare Bilder vom Inneren unseres Körpers zu erhalten. Allerdings sollten die Ergebnisse aus diesen Scans immer eng im Zusammenhang mit einer detaillierten ausführlichen Anamnese des Patienten stehen und im gesamten Kontext zur Patentiengeschichte betrachtet werden, um Fehl- oder Überdiagnosen zu vermeiden.


Die ersten Schritte bei chronischen Schmerzen

Ich plädiere bei chronischen Schmerzen dazu, zunächst einmal so natürlich wie möglich anzufangen und versuchen die Sache selber in die Hand zu nehmen. Denn ihr kennt euren Körper besser als jeder andere. Ich spreche hier nicht von akuten Verletzungen, welche durch externe Einflüsse erfolgen. Bei einem Knochenbruch oder Bänderriss sollte selbstverständlich sofort ein Arzt aufgesucht werden, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Aber bzw. vor allem bei chronischen Schmerzen ist gezielte Bewegung und Kräftigung (kein exzessives hartes Training) oft eines der effektivsten Mittel um Linderung zu schaffen. Bewegung führt zum einen dazu, dass der Flüssigkeitsaustausch im Gewebe wieder angekurbelt wird, da es außerhalb des kardiovaskulären Systems keine Pumpe wie das Herz gibt. Zudem werden Transkriptionsfaktoren aktiviert, die zur Bildung von anti-entzündlich wirkenden Enzymen beitragen. Die Ausschüttung von Glückshormonen ist ebenfalls ein nicht zu vernachlässigender Nebeneffekt :) Bewegung hat so viele positive Auswirkungen, dass es dazu sicherlich in nächster Zeit einen eigenen Blogbeitrag geben wird, also schau gerne wieder vorbei!


Fazit!

Die Ursache von chronischen Schmerzen ist zumeist ein komplexer Zusammenhang mehrerer Faktoren wie z.B. Stress, fehlende Bewegung, Fehlbelastungen des Körpers, schlechte Nährstoffversorgung, ungenügende Regeneration und noch viele weitere. Selten steckt ein rein biomechanisches Problem, was sich auf einen MRT-Befund reduzieren lässt, dahinter. Wenn du Unterstützung brauchst um der Ursache deiner Schmerzen auf den Grund zu gehen, dann melde dich gerne ganz unverbindlich bei mir und wir schauen uns deine Situation ganz genau an.





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